Festakt 100 Jahre GGH

Den Abschluss ihres Jubiläumsjahres feierte die GGH am Sonntag, 27. März, im Theater und Orchester Heidelberg mit einer Revue durch ein Jahrhundert Wohnbaugeschichte. Dessen Ensemble nahm die rund 170 Gäste mit auf eine unterhaltsame Zeitreise.

Der bereits für das vergangene Jahr geplante Festakt wurde Corona-bedingt zum Abschluss des Jubiläumsjahres gefeiert. In vier Akten mit musikalischen Einlagen präsentierte das Ensemble des Theater Heidelbergs wichtige Meilensteine in der Entwicklung des kommunalen Wohnungsunternehmens. GGH-Geschäftsführer Peter Bresinski, Oberbürgermeister Professor Dr. Eckart Würzner und Jürgen Odszuck, Erster Bürgermeister Heidelberg, betonten in Interviews die herausragende Rolle, die die GGH seit über einhundert Jahren bei der Bereitstellung von Wohnraum und der Stadtentwicklung einnimmt.

Die GGH hat ihr 100-jähriges Bestehen bereits seit vergangenem März mit zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen gefeiert. Den Auftakt bildete ein Online-Symposium, bei dem Peter Bresinski mit Experten unterschiedlicher Disziplinen über die Stadt der Zukunft diskutierte. Ein Jubiläumsbuch und die Mieteraktion „Gemeinschaft schenken“ schlossen sich an. Im Herbst folgte die Eröffnung eines Museums-Duos in der Siedlung „Blaue Heimat“ in Handschuhsheim. 

Sozialwohnungsbau von hoher Qualität

Zurückkehrende Soldaten, Flüchtlinge und Umsiedler aus Elsass-Lothringen verstärken den ohnehin schon hohen Druck auf dem Heidelberger Wohnungsmarkt: Das ist die Situation im Jahr 1921, dem Gründungsjahr der GGH. Was tun?

„Gründen wir eine Gesellschaft. Eine gemeinnützige Siedlungsgesellschaft, die für breite Schichten der Gesellschaft bezahlbaren und menschenwürdigen Wohnraum schafft“, mit diesen Worten eröffnete Peter Bresinski die Revue im historischen Gewand. Zusammen mit Theaterintendant Holger Schultze schlüpfte er zu Beginn der Revue in die Rollen der Gründungsväter Karl Friedrich Müller und Richard Drach. Gemeinsam hatten sie mit Privatleuten und Vertretern der Stadt angesichts der großen Wohnungsnot in Heidelberg die „Siedelungsgesellschaft Atzelhof mbH“, die Vorläufergesellschaft der GGH, gegründet.

Auch das Ehepaar Zuber, gespielt von Felician Hohenloser und Johanna Dähler, hatte es sich am Anfang des ersten Aktes, der die Gründungsjahre der GGH zeigte, auf seinem Sofa auf der Bühne gemütlich gemacht. Die Wohnung des Paares spielte in der „Blauen Heimat“, eine der ersten Siedlungen der GGH, die mit eigenem Bad und Wasserklosett weit über dem damals üblichen Standard im Sozialwohnungsbau lag. 

Ganz im Gegensatz zu den Wohnverhältnissen, die durch Lieder wie „Keenen Sechser in der Tasche“ oder eine Szene aus Gerhard Hauptmanns Stück „Die Ratten“ eindrucksvoll die desolate Lage in den Berliner Mietskasernen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigten.

Peter Bresinski betonte im Interview mit Holger Schultze, dass es von Beginn das erklärte Ziel der GGH war, nicht nur Wohnraum zu schaffen, sondern Siedlungen zu entwickeln, die zu mehr Lebensqualität beitragen. 

Erschließung neuer Stadtteile

Der Zuzug von Flüchtlingen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ins weitgehend unzerstörte Heidelberg kamen, stimmte das Ehepaar Zuber zu Beginn des zweiten Akts nachdenklich. Nicht nur Wohnungen fehlten zu dieser Zeit, sondern auch das Bauland wurde knapp und so wurden Ende er 1950er-Jahre die bewaldeten Hügel über Rohrbach als Baugebiet erschlossen. 

Neben der Flüchtlingswohnungsgenossenschaft FLÜWO war es vor allem auch die GGH, die den neuen Stadtteil Boxberg für die Stadt bebaute und ein Wohngebiet für 6.000 Einwohner schuf. In den 2000er-Jahren war die GGH maßgeblich an der Entwicklung der Bahnstadt beteiligt.

„Wir schätzen die GGH nicht nur als zuverlässige Wohnraumversorgerin sondern auch als Stadtentwicklerin. Neben den Wohnungsbauten hat die GGH unter anderem in der Bahnstadt vielfach preisgekrönte öffentliche Gebäude verwirklicht“, betont Oberbürgermeister Professor Dr. Eckart Würzner im Gespräch mit Holger Schultze. 

So übernahm die GGH als Projektmanagerin unter anderem den Bau der Kita Schwetzinger Terrassen und errichtete in Öffentlich-Privater Partnerschaft mit der Stadt das Bildungs-, Betreuungs- und Bürgerhaus B3. Auch die Erweiterung und Sanierung des Theaters, die 2012 abgeschlossen wurde, verantwortete die GGH. Mit der Planung und dem Bau des SNP dome sowie des Heidelberg Congress Center (HCC), wurde das GGH-Tochterunternehmen Bau- und Servicegesellschaft mbH Heidelberg (BSG) beauftragt.

Großer baukultureller Wert

Der dritte Akt des Festnachmittags spiegelte die politischen Umbrüche der 1980er-Jahre wider. In Heidelberg übernahm die GGH nach dem Konkurs der Neuen Heimat Mitte des Jahrzehnts einen Teil der Wohnungen auf dem Emmertsgrund und begann wenig später mit umfangreichen Sanierungsmaßnahmen.

Für Jürgen Odszuck, Erster Bürgermeister Heidelberg und Aufsichtsratsvorsitzender der GGH, besteht die Leistung der GGH in ihrem beachtlichen Beitrag, den sie zum viel gerühmten Heidelberger Stadtbild beitrage: „Es ist ein baukultureller Wert, der hier entsteht. Wie wir an den Beispielen in der Bahnstadt oder im Höllenstein sehen, errichtet die GGH nicht nur Gebäude, sondern entwickelt ganze Quartiere. Hier entstanden Außenanlagen von hoher gestalterischer Qualität, aber wichtiger noch: Hier entstanden Orte, die den Bewohnern und der darüberhinausgehenden Nachbarschaft Freizeitmöglichkeiten sowie Orte der Begegnung und des gesellschaftlichen Zusammenlebens eröffnen.“

Quartiere für die Zukunft

Gerade diese Quartierentwicklung ließ das Ehepaar Zuber im letzten Akt der Fest-Revue optimistisch in die Zukunft blicken. Heute wie vor 100 Jahren schaffe die GGH nicht nur Wohn- sondern Lebensräume von hoher Qualität, bestätigte das Paar.

Im Interview bekräftigte Peter Bresinski diesen Optimismus. Planungssicherheit bringe zudem die Strategie 2035, die Anfang des Jahres vom Gemeinderat mit großer Mehrheit verabschiedet wurde. Peter Bresinski: „Unser Unternehmen beschäftigt inzwischen viele Fachkräfte, die einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung unserer Stadt leisten und zwar in einem wirtschaftlich gut aufgestellten Unternehmen mit Gestaltungsspielraum. Wenn die GGH weiterhin so erfolgreich sein soll, muss das Verständnis dafür genau so bleiben.“

Um nicht nur von der Zukunft zu sprechen, sondern diese gleich in Angriff zu nehmen, griff der GGH-Geschäftsführer beherzt zur Schaufel. Doch bevor er den ersten Spatenstich machen konnte, wurde er von den Ensemblemitgliedern immer wieder aufgehalten und an die Einhaltung und Überprüfung der Bauvorschriften erinnert – ein Sinnbild für die heute überbordenden Auflagen und Regularien. Bis es ihm reichte und er ausrief: „Okay, das reicht jetzt. Ich denke, wir machen es wie damals: Wir fangen jetzt einfach an.“

Festakt "100 Jahre GGH" im Theater und Orchester Heidelberg - YouTube

GGH-Geschäftsführer Peter Bresinski (l.) und Theaterintendant Holger Schultze führten die Gäste durch den Nachmittag
GGH-Geschäftsführer Peter Bresinski (l.) und Theaterintendant Holger Schultze führten die Gäste durch den Nachmittag
Oberbürgermeister Professor Dr. Eckart Würzner, Theaterintendant Holger Schultze, GGH-Geschäftsführer Peter Bresinski und Jürgen Odszuck, Erster Bürgermeister Heidelberg (v.l.n.r.) zusammen mit dem Mieterehepaar Friedrich und Gretchen Zuber, dargestellt von den Schauspielern Felician Hohenloser und Johanna Dähler.
Oberbürgermeister Professor Dr. Eckart Würzner, Theaterintendant Holger Schultze, GGH-Geschäftsführer Peter Bresinski und Jürgen Odszuck, Erster Bürgermeister Heidelberg (v.l.n.r.) zusammen mit dem Mieterehepaar Friedrich und Gretchen Zuber, dargestellt von den Schauspielern Felician Hohenloser und Johanna Dähler

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